Der Punkt am Ende der Kurve

Geliebt, gejagt und doch stets flüchtig

Kennt Ihr ihn auch, diesen Punkt am Ende der Kurve? Er ist bei jeder Einfahrt in eine Rechts- oder Linkskurve im Blick – verfolgt und gejagt und doch unerreichbar. Er flüchtet sich meist in die Gerade um unentdeckt zu bleiben und ist doch wieder da, sobald die nächste Kurve, die Gerade bricht.

Am letzten Wochenende war es mal wieder so weit. Es ist mir gelungen, diesen Punkt zu verfolgen. Ein Anflug von Leichtigkeit stellte sich ein, obwohl es am Freitag noch nicht danach aussah. Der Knoten im Kopf und der damit verbundene linke Arm ließ mich am ersten Tourentag die eher zügige, entspannte Verfolgung noch nicht aufnehmen.

Da brauchte es nach dem ersten Tourentag erst einer knallharten, aufrichten Beurteilung meiner ersten Ausfahrt nach den Geschehnissen der letzten 2 Monate. Einer der mitfahrenden Motorradfahrer-Kollegen schaute sich über den ganzen Tag meine hektischen Fahrmanöver an. Meine Blicke verfolgten nicht diesen vorwegrasenden Punkt am Ende der Kurve, sondern stattdessen die Hecklichter meiner Vorwegfahrer. Ich blickte vor das Motorrad und nicht vorausschauend in die Fahrtrichtung, die ich zu verfolgen hatte.

Aufgeben ist nicht, dachte ich mir. Während der Tour am Freitag ging ich immer wieder die Theorien der Kurvenfahrtrainings durch, irgendetwas stimmte nicht, doch erst die Fahranalyse des Motorradfahrer-Kollegen deckte es auf.

Nicht ich führte mein Motorrad, sondern das Motorrad führte mich

Mehr Entspanntheit beim Führen des Motorrades walten lassen, riet er mir.  Außerdem solltest du den Punkt am Ende der Kurve verfolgen und nicht auf die Vorwegfahrer halten, die siehst Du auch aus dem Blickwinkel, kommentierte er weiter.  Der Lenker ist eigentlich nur für die Befestigung der Armaturen gedacht. Nicht drücken, sondern lenken. Das machst Du mit dem Oberschenkeln und dem Oberkörper, nicht mit einem steifen, linken Arm.

Er sollte Recht behalten. Dieses unbeschwerte, leichte Kurvengleiten, es scheint verloren gegangen zu sein, dabei hatte ich es im letzten Jahr nach mehr als 50.000 km mit meiner „Lady“ und den vielen schönen Ausfahrten in das Weserbergland, die Mosel oder auch auf dem Nürburgring bereits gefühlt.

Mein Kopfknoten löste sich dann auch am Samstag, aber noch deutlicher zeigte es sich am Sonntag. Ich hatte wieder Spaß beim Kurvenfahren. Es ging mehrfach durch den Bayrischen Wald. Die Tourenrouten: Mühlviertel, an der Donau entlang, durch Tschechien, über den Arber und durch das Mühltal, rund um Michelsneukirchen.

 

Schön war’s, insbesondere auch weil es ein Treffen mit meinen Motorradfahrer-Kollegen aus dem Norden war. Ich hoffe, dass es bald wieder solch eine schöne Ausfahrt geben wird. Deswegen ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an die rücksichtsvollen Tourguides und Organisatoren vom Kurvenspaß im Bayrischen Wald  und auch an den aufrichtigen Motorradfahrer-Kollegen mit seiner Fahranalyse am vergangenen Wochenende.

🙂